Unser Mitglied Uli (Mitglied 259) ist Anfang Februar 2010 auf uns zugekommen.
Gute Feen beugten sich über ihre Recherchen und sie hat ihren Bruder Daniel vor Ende des genannten Monats gefunden!
Wie ist das nur möglich? Die meisten unter uns suchen so lange!!!
Wir werden Ihnen dieses Wunder erklären!

Zuerst möchten wir Ihnen Uli vorstellen,
Uli ist am 12. August 1945 in Sebnitz/Sachsen, Deutschland geboren. Sie lebt seit 1961 in den Vereinigten Staaten. Sie hat noch ihre Mutter, die wie fast all unsere Mütter Fragen nicht beantwortete oder etwas erfand. Wie fast jeder von uns hat Uli nicht geglaubt, was man ihr über ihren Vater sagte. Sie hat gesucht und Erkenntnisse über ihre väterliche Herkunft in Erfahrung bringen können.

Ihre Suche war langatmig: Rotes Kreuz, Heilsarmee, Reise nach Paris im Jahre 1984. Nichts wollte ihr gelingen, niemand half ihr.
Also hat sie letztendlich die Hilfe eines Genealogen beansprucht, was auch zu keinem Erfolg führte.

Während dieser Zeit hat Uli weitergelebt, ihr Leben aufgebaut, 5 Kinder zur Welt gebracht und ist jetzt eine glückliche Großmutter.
Man sollte bemerken, dass welche Nationalität man auch besitzt, und welche Erziehung man auch genoss, so hat der Weg der Kriegskinder Gemeinsamkeiten. Das Geheimnis um den Vater, die Ahnung, dass es etwas anderes gibt, als die Wahrheit der Mutter; der im Laufe der Jahre beharrende Wille zu wissen, die Kraft sich aufzubauen und im Leben trotz ungewisser Wurzeln voranzukommen und im reifen Alter der feste Wille zum Ergebnis zu kommen.

Halten wir uns das Beispiel von Uli immer vor Augen, sie hat niemals aufgegeben, und das Glück hat sich gewandt: das Unmögliche ist in wenigen Wochen möglich geworden !

Das Glück
Wann zeigt es sich, wie kann man es erkennen? Für Uli kam es von sehr weit her!
Dank Daniel Rouxel, dessen Geschichte von den französischen Medien weit verbreitet wurde, als er die deutsche Staatsangehörigkeit erlang, sind die Kriegskinder oft in der Tagesordnung der deutschen und französischen Presse gewesen. Die ausländische Presse hat mit unserem Verein Kontakt aufgenommen und unser Präsident Jean-Jacques Delorme ist ihren Anfragen freundlich entgegen gekommen.

Er wurde von einem Journalisten des Washington Post interviewt, dessen Artikel von anderen amerikanischen Zeitschriften übernommen wurde. Uli hat den Artikel gelesen. Das war der Augenblick an dem sich das Glück ihr zugewandt hat. Uli hat es gegriffen, sie hat sofort mit Jean-Jacques Delorme Kontakt aufgenommen und ist Cœurs sans Frontières CSF (Herzen ohne Grenzen) beigetreten.

Wenn das Glück da ist, dann voll und ganz. Ein perfekt zweisprachiges (französisch/englisch) Mitglied aus der Pariser Gegend war freundlicherweise bereit die Kontaktperson zwischen Uli und unserem Verein zu sein, wodurch viel Zeit gewonnen werden konnte.

Der Ausgang der Geschichte
Uli kannte den Namen und den Vornamen ihres Vaters. Sie hatte Fotos, Briefe und andere Dokumente aufbewahrt. Ihr Vater war, als er mit Ulis Mutter verkehrte, Kriegsgefangener.
CSF hat ihn auf einer Liste einer Webseite für Genealogie gefunden. Ulis Tochter hatte eine Suche gestartet auf einem internationalen genealogischen Forum, dort war er ebenfalls aufgeführt.
Mit diesen Informationen gewappnet, welche vermuten lassen konnten, dass Ulis Vater aus der Pariser Gegend kam, hat die Regionalbeauftragte mittels Telefonbuchs eine Liste aufgestellt. Ihr erster Anruf war ein Volltreffer! Wie gesagt, wenn das Glück sich zeigt, dann ist es vollständig.

Uli verfolgt ihren wunderbaren Weg, den ihre französische Familie gern mit ihr teilt, die Verbindung beginnt unter den besten Vorzeichen.
Ulis Vater ist verschieden, aber sie hat nun einen Bruder, eine Schwägerin, Neffen und Nichten und sogar eine Tante, die Schwester ihres Vaters. Ihre französische Familie hat eine amerikanische Schwester gefunden, welche sehr dankbar ist, so gut aufgenommen worden zu sein.
Überlassen wir ihnen nun das Wort:

ULI
Ich kann kaum glauben, dass ich nach fast 65 Jahren meine französische Familie wieder gefunden habe. Nachdem ich den Artikel über Daniel Rouxel in einer Zeitung aus San Francisco gelesen hatte, habe ich im Dezember 2009 eine erste E-Mail an Jean-Jacques Delorme geschickt.
Die Geschichte hat mich so bewegt und so viel Hoffnung in mir aufkommen lassen, dass ich sofort CSF im Internet gesucht habe. Ich habe mich entschlossen Jean-Jacques Delorme eine E-Mail zu schicken, um zu fragen, ob der Verein in der Lage sein könnte mir bei der Suche nach meinem Vater, Charles Lamiche, zu helfen. Er hat meine Mail beantwortet und seine Zustimmung gegeben. Es war für mich die beste Nachricht, die ich jemals erhalten habe. Ich hatte Angst vor dem, was passieren würde: was wenn meine Familie gefunden wird, mir nicht glaubt und mich ablehnt? Ich musste jedoch Mut zeigen und trotzdem weitermachen.
Im Januar 2010 bin ich CSF beigetreten und habe alle notwendigen Papiere und Dokumente geschickt. Im Februar hat der Verein die Spuren meines Vaters gefunden. Am 13. Februar habe ich erfahren, dass mein Vater 1994 verstorben ist, aber dass mein Bruder am Leben ist. Danach ist alles sehr schnell vorangegangen. Als mit meinem Bruder Dany Kontakt aufgenommen wurde, sagte er, dass er von meinem Vater wusste, dass er eine Schwester in Deutschland hat. Und er war sehr froh darüber, dass seine Schwester ihn gefunden hat. Er wusste nicht, wie er mich finden konnte.
Am 23. Februar 2010 habe ich eine erste E-Mail von meinem Bruder Dany erhalten. Ich war sehr traurig zu erfahren, dass mein Vater schon verstorben war, und dass ich ihn nie kennen werde, und nie Vaterliebe erfahren würde. Jedoch hat es mich gefreut, dass er mit meinem Bruder Dany über mich gesprochen hat. Für mich bedeutet es, dass er mich liebte.
Nachdem ich meinen Bruder gefunden hatte, habe ich meiner Mutter von meiner Suche und ihren Ergebnissen erzählt und ich habe die Nachrichten von Dany mit ihr geteilt. Er hat mir eine Biographie und Fotos meines Vaters geschickt, wodurch Mutti Vieles ihr Unbekanntes über ihn erfahren hat. Das hat ihr geholfen ihren Schmerz zu heilen und uns näher zusammen gebracht. Durch den liebevollen und herzlichen Ton seiner Nachrichten hat Dany auf sie einen guten Eindruck gemacht,. Und auch weil er nie versäumt hat sie zu grüßen.
Ich bin so froh mit meinem Bruder und seiner Frau Marie-Line in Verbindung zu sein. Sie haben mir Zuneigung und Liebenswürdigkeit gezeigt, und ich bin dankbar, das Glück gehabt zu haben, sie und ihre Familie kennen gelernt zu haben. Ich habe solch einen glücklichen Ausgang nicht erwartet, und ich bin allen Personen, die mich in meiner Suche unterstützt haben, ewig dankbar. Ich bin sehr gespannt, meinen Bruder und seine Familie zu treffen, und ich werde mich nicht trotz meiner Befürchtungen durch die Angst bremsen lassen. Ich versuche nun französisch zu lernen, um mich mit ihnen verständigen zu können.
Ich fühle mich allen Mitgliedern von CSF besonders nahe, die so wie ich “ Kriegskinder “ sind. Und wenn auch ich meine französische Familie nicht gefunden hätte, hätte ich mich gefreut andere Mitglieder des Vereins kennen zu lernen, da sie für mich wie Geschwister sind.
Danke
Uli

DANIEL
Als das Telefon klingelt, kommt sofort eine Frage auf, wie den meisten von uns denke ich: “ gute oder schlechte Nachricht?“. Nachricht, die unser Leben verändert/erschüttert?
Jedoch war ich weit davon mir vorzustellen, was Chantals Anruf, Beauftragte von CSF, mir in diesem Jahresanfang 2010 bringen würde.
Es ist meine Frau, die das Telefon abgehoben hat, und sie nach den üblichen Vorstellungen gefragt wurde, ob:
– ihr Schwiegervater „Charles“ heißt
– er tatsächlich Kriegsgefangener in Deutschland war
– und insbesondere ob sein Sohn von einer Schwester in Deutschland wusste.

Meine Frau hat mit Ja beantwortet, da ich tatsächlich wusste, dass mein Vater, als er in Deutschland war, eine Liebesbeziehung gehabt hat, und dass aus dieser Beziehung ein Mädchen geboren wurde. Leider wusste ich nicht mehr. Mein Vater, der über die Vergangenheit sehr wortkarg war, insbesondere über diese Zeit, hat mir ein einziges Mal von dieser Schwester erzählt und von einem Brief, in welchem Ulis Mutter ihm die Geburt angekündigt hat. Das ist alles, was ich wusste… weder Identität, noch Aufenthaltsort in Deutschland. Da hörten die vertraulichen Mitteilungen auf… Uli erfuhr über ihre Mutter viel mehr als ich.

Chantal hat uns dann mitgeteilt, dass Uli (diese bis dahin unbekannte Schwester, die in Seattle in den Vereinigten Staaten lebt, fünf Kinder und acht Enkel hat, und deren Mutter immer noch lebt) seit Jahrzehnten leider erfolglos auf der Suche nach ihrem Vater war. Jedoch hat sich der Zufall letztendlich zu ihren Gunsten gewandt, als sie auf einer Genealogie-Webseite den von mir aufgegebenen Stammbaum meiner Familie entdeckte. Der Zeitungsartikel eines amerikanischen Journalisten hat sie auf CSF gebracht. Sie hat mit diesem Verein Kontakt aufgenommen und nach mehreren Recherchen und Überschneidungen hat CSF mich gefunden (ein außergewöhnliches Glück, da ich einer Veröffentlichung meiner Kontaktdaten widersprochen habe und Chantal konnte mich nur über die Internet-Telefonnummer erreichen). Ich bin ein Genealogie-Amateur und ich weiß genau, dass der Zufall einer der Hauptfaktoren bei dieser Art von Recherchen ist.

Welch eine Überraschung und auch welch eine Freude zu erfahren, dass man eine Schwester hat, dass sie endlich ihr Ziel erreicht hat oder zumindest fast, da unser Vater leider 1993 verstorben ist, und sie nicht das Glück gehabt hat, ihn kennen zu lernen. Dagegen findet sie einen Bruder und eine Schwägerin, eine Nichte und einen Neffen, die gespannt darauf warten sie zu treffen. Das müsste im November stattfinden.
Wir lernen uns über E-Mail langsam kennen, indem wir Nachrichten und Fotos austauschen. Das Sprachproblem ist kein unüberwindbares Hindernis dank der Übersetzungs-Websites im Internet, aber insbesondere dank Marie-Jo, die uns sehr behilflich ist.

Ich glaube, Uli muss für ihre Hartnäckigkeit und ihre große Geduld im Laufe dieser jahrelangen Suche gratuliert werden sowie CSF für die Unterstützung, die sie ihr gebracht haben.

Ich bin sehr stolz, sehr glücklich eine Schwester entdeckt zu haben, bald ihre Bekanntschaft zu machen und vielleicht später Ihrer Familie, ich hoffe es.
Ich wünsche allen, die wie Uli auf der Suche nach ihrem Vater, eines Bruders, einer Schwester sind, viel Mut und viel Glück.
Uli hat nie aufgegeben, und ihre Bemühungen wurden nach fast vierzig Jahren erfolglosen Recherchen belohnt.
Wie sie sollte man nie aufgeben, auch wenn es schwierig ist und manchmal sogar entmutigend…
Es gibt Hoffnung… hier der Beweis!

Daniel


Oben, Uli und ihre Mutter, Ulis und Daniels Vater.