Nun, ich weiss nicht, wo ich beginnen soll. Man sagt oft:” ich werde euch das erzählen”, aber dann kommt die Gedächtnislücke. Es geschah jedenfalls am 6. Juni, ja, am 6. Juni 2012. Ein Gedenktag. Ein unvergesslicher Tag. Der deutsche Konsul in Bordeaux hat die Zeit des Treffens verschoben da er vom Bürgermeister von Bordeaux, Aussenminister, am Vormittag eingeladen wurde einen Geburtstag zu feiern, den vom 6. Juni 1944.

Es war ungefähr 13 Uhr. Ausnahmsweise fand ich einen naheliegenden Parkplatz. Ich habe einen schwarzen Anzug an,ein weisses Hemd, also nicht der Tag, die Strassenbahn zu nehmen. Mein grosser Fehler ist es, immer zu früh zu einem Treffen zu kommen. So muss ich alsdo etwa unternehmen, ich gehe in eine Gaststätte, gleich gegenüber dem Konsulat , wo ich schon mehrmals war.Ich bestelle einen Kaffee, aber der Wirt wirft mich hinaus, schreiend:” um diese Uhrzeit serviert er keinen Kaffee “, aber auf den Tischen anderer Kunden sehe ich Kaffee…..sehr merkwürdig! Ich sage, ich gehe woanders hin einen Kaffee trinken.

Ich schaue auf die Uhr- oh, es ist Zeit, ich läute an der Tür des Konsulats und gehe hinein. Sonst höre ich immer eine Stimme, die sagt: “ Herr Millner, kommen Sie herein”, aber um diese Zeit ist die Dame wahrscheinlich beim Mittagessen.

Zuerst werden meine Fingerabdrücke genommen, Gespräch mit einer charmanten Person, die mir sagt ich solle das Telefon benützen, das vor mir steht, um zu sprechen,denn wir sind durch eine dicke Glaswand getrennt. Sie sitzt vor ihrem Computer, ich habe meine beiden Finger am Scanner und alles geht gut. Sobald ich meinen biometrischen Pass habe, werde ich in die USA reisen können( schöne Ferien! ich mag das Land von Onkel Sam nicht, aber ich werde mich überwinden…..)

Plötzlich öffnet der Konsul die Tür des Empfangssalons und bittet mich einzutreten. Alle sind etwas gehemmt, auch die beiden Damen des Konsulats, die ich kenne und die eben kommen. Es entsteht ein kleines Hin und Her, aber es gibt eigentlich kein Protokoll und ich weiss garnicht wie, da sitze ich auf einem Sofa, aber alle anderen stehen noch. Endlich setzt sich auch der Konsul und stellt mir folgende Frage:

– Wissen Sie was der Name WREDE (Name Irhes Vaters) auf schwedisch bedeutet ?

– Ich denke, dass…..und ich sage ihm, was mir die deutschen Namensvetter erklärten,als ich sie fragte, ob wir nicht zufällig verwandt seien….

-,Ah, haben Sie Ahnenforschung betrieben?

– Ja und nein.

– Also auf schwedisch heisst der Name: ZORN und Ihr Vater war verheiratet mit einer Frau ZORN ( Sie können denken, was Sie wollen)

– Wollen Sie Ihre Identität ändern, fragt er mich?

– Ja, aber vorher will ich jemanden treffen, der diesen Schritt schon unternommen hat. Da ist zb. Frau B. aus Toulouse, die wir gut kennen und die das schon gemacht hat.

Und da erscheint plötzlich in den Händen des Konsuls die heissersehnte Naturalisierungsurkunde. Ich setze mich wieder, um es zu unterschreiben, ich stehe wieder auf, setze mich wieder und stehe wieder auf. Der Konsul ruft alle zusammen, alle gratulieren mir, alles spricht durcheinander. Ich gestehe ein, ich verliere den Boden, ich weiss nicht mehr, wo ich bin. Ich schüttle Hände…..

Gott sei Dank gab ich meinen Photoapparat einer Sekretärin, die ein Photo mit mir macht,das wertvolle Dokument ungeschickt in meinen Händen haltend, vor mir, auf der Seite verkehrt….. Ich bin verwirrt, gerührt, ich wartete ja schon seit langem auf diesen Moment und ich fühle mich in diesem Haus fast wie zu Hause. Und alle, der Konsul als erster sagen: “Sie sind hier zu Hause, es ist Ihr Haus, kommen Sie immer, wann immer Sie es wünschen”. Beeindrückend, vielleicht weil ich immer oder manchmal in diesen herrlichen “ hotels particuliers” gearbeitet habe. Jedenfalls, dieses Konsulat ist ein sehr schönes Haus.

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Henri mit seine Naturalisierungsurkunde und Herr Eberhard Schuppius Konsul deutsch, im Bordeaux

Die Atmosphäre entspannt sich aber heizt doch ein dank des Champagners ( ein deutscher bitte, so sagte man mir später). Weitere Photos mit dem Konsul, mit der Naturalisierungsurkunde und mir selbst natürlich, immer diese Urkunde irgendwie haltend, Unterschriften, Lesung meiner Pflichten usw. Letztes Photo wunderschön, vor der Europafahne im Zentrum, rechts die französische Fahne und links die deutsche Fahne und meine Naturalisierungsurkunde, von der ich mich nicht mehr trennen kann und natürlich der Konsul..

Das Letzte ist ein wunderschöner Blumenstrauss, aber wir 2 passen nicht recht zusammen, aber trotzdem liebe ich Blumen. Ist es nun vorbei? Noch nicht ganz :

“Herr Millner, Sie sind eingeladen am 3.Oktober, deutscher Nationalfeiertag.Sie müssen kommen, vergessen Sie das Datum nicht.Unmöglich diesen Tag zu vergessen, es ist mein Geburtstag!

ENDE

Aber im Leben gibt es nie ein Ende….. Am nächsten Morgen ging es mir schlecht, ich war bestürzt, denn ich hatte den Blumenstrauss verloren..Ich dachte zuerst, er sei im Auto hinten auf der Bank…. nein, er ist sicher auf die Strasse gefallen und jemand hat davon profitiert. Denn ich legte ihn einige Sekunden auf das Autodach, vergass ihn und fuhr los. Um Gottes Willen, wenn an diesem Strauss ein Gratulationskarte vom Konsulat hing???? Da wurde er ans Konsulat gebracht? Aber so weit kam es nicht, ich überzeugt mich selbst davon.

Was für ein wunderbarer Nachmittag!