Mütter

Ich möchte jetzt mal ein Loblied auf unsere Mütter singen.

Bei all unserer Sehnsucht nach unserem Vater und der oft mühseligen Suche nach ihm, sollten wir nicht vergessen, was unsere Mütter auf sich genommen haben, um uns großzuziehen.

 

Ich glaube nicht, das wir uns vorstellen können, wie es während des Krieges oder danach war, schwanger zu sein und ohne Ehemann ein Kind zu haben. Ein Kind, gezeugt vom „ Feind“ I  Sowohl in Frankreich, als auch im Nachkriegsdeutschland galt das als Frevel  und grenzte fast an Landesverrat. Frankreich, das von Deutschen überfallen und okkupiert wurde, ging nicht zimperlich mit den Frauen um, die sich mit den „Besatzern“ einließen.

 

Auch in Deutschland galten Frauen, die nach dem Krieg eine Beziehung mit einem Besatzungssoldaten hatten, als lasterhaft und sittlich wie moralisch verwerflich. Liebe, Menschlichkeit, Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit nach „Leben“ nach  all den überstandenen Ängsten und Schrecken, spielte in den Köpfen der ach so moralischen  „ petit bourgeois“  oder „Kleinbürgern“ keine Rolle.

Sex hatte unter der  Bettdecke im Dunkeln und mit einem Ehering am Finger stattzufinden. Alles andere war verwerflich und anzuprangern!

 

Das unsere Mütter diesen „ Krieg“ kämpften, indem sie uns mit ihrer Liebe durch alle Häme, Anfeindungen, Verleumdungen und Diskriminierungen an die Hand nahmen und zu rechtschaffenen Menschen erzogen, ist höher zu bewerten, als mit einem Gewehr in den Krieg zu ziehen und sich gegenseitig tot zu schießen.

 

Unsere Väter entzogen sich der Verantwortung, indem sie zurück in ihr Heimatland gingen, verließen unsere Mütter und uns und hinterließen bei uns Kindern ein großes schwarzes Loch, voll offener Fragen, das wir jetzt mühsam aufarbeiten. Denn bei aller Vatersehnsucht, macht es mich manchmal unglaublich wütend, wie niederträchtig die Väter sich davon machten. Waren sie nicht manchmal neugierig, was aus uns wurde, wie wir aussahen oder wie wir uns entwickelten. Waren wir nur eine kleine hübsche, Testosteron gesteuerte Etappe in ihrem Leben?

 

Unsere Mütter sorgten für Essen auf dem Tisch, betreuten uns durch die Schulzeit, trösteten uns bei aufgeschrammten Knien und anderen Kümmernissen, saßen an unserem Bett bei Masern und Fieber und waren für uns da. Immer!!!

 

Meine Mutter war eine stolze Frau, und sie ging immer erhobenen Hauptes durch ́s Leben und  hat mir vorgelebt, immer zu meinen Taten zu stehen und mich nicht von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen, sondern nach meiner Fasson zu leben, und dabei die Menschlichkeit und die Bedürfnisse anderer nicht zu missachten.

 

Mein Respekt gilt den Frauen, die all das leisteten, unseren Müttern

 

Meggie Beck

Mai 2017