Nur es hätte alles eher sein sollen…

Seit den Sechziger Jahren bin ich auf die Suche nach meinen Vater, überall hin habe ich geschrieben, nach Frankreich, nach Genf, Suchdienst in München, nach Berlin in der DDR, immer kamen nur negative Bescheide. Ich gab dann die Hoffnung auf, ich dachte, er ist tot. Ich hatte nur seinen Namen und seine damalige Adresse und einige Fotos.

Lange nach der Wende, das Internet hatte bei mir Einzug gehalten, sah ich eine Sendung im MDR- Fernsehen, Die Spur der Ahnen. Da ging es auch um einen französischen Kriegsgefangenen und eine deutsche Mutter, der Mann suchte auch nach seinem Vater. Seine Mutter lebte leider nicht mehr.

In der Sendung wurde darauf hin gewiesen, wo man sich hin wenden kann. Daraufhin habe ich noch einmal geschrieben, an das Millitärarchiv in Frankreich und an den Suchdienst in Bad Arolsen.

Da  erfuhr ich dann, dass mein Vater nicht mehr lebte, von Frau oder Kindern keine Hinweise, nichts gefunden.

Ich schrieb an das Standesamt in Frankreich und bat um die Sterbeurkunde meines biologischen Vaters. Nun erfuhr ich, dass mein Vater verheiratet war.

Durch die Sendung, Nachtcafe, im SWR-Fernsehen im Oktober 2018 , hörte ich von dem Verein, Herzen ohne Grenzen/Cœurs sans Frontières.

Ich habe mich gleich dort hin gewendet und wurde Mitglied. Es dauerte nicht lange, und es kamen schon die ersten positiven Ergebnisse. Am 3. Juli bekam ich einen Anruf, da wurde mir mitgeteilt, dass ich noch zwei Halbschwestern habe.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie ich mich gefreut und gefühlt habe, erstmal sind reichlich Freudentränen geflossen. Mit 75 Jahren zwei Halbschwestern zu bekommen, das hätte ich mir nie träumen lassen. Seitdem schreiben wir uns oft und ich bin so gut in der Familie aufgenommen worden, auch deren Kinder schreiben mir. Zum Glück gibt es den Übersetzer im Internet.

Ich kann mich nicht genug bedanken bei dem Verein.

Nur es hätte alles eher sein sollen…

Herbert

 

Chantal erzählt uns von der Recherche, die sie im Auftrag des Vereins durchführen konnte:

Ich konnte die Recherche auf der Grundlage aller Informationen, die Herbert hartnäckig erhalten hatte, durchführen. Die SWR-Show, auf die er sich bezieht, ist die, an der Meggie Beck teilgenommen hat, und es ist ihr zu verdanken, dass Herbert Cœurs sans frontières kannte.

Ich konnte neue Informationen über seinen Vater finden, aber er war längst gestorben und in der Gegend, in der er starb, unbekannt. Dann ging ich auf die Suche nach seiner Frau, die erst seit 2 Jahren tot war, und das in der Region Paris.

Die Suche nach seiner Grabstätte gab uns die Hoffnung, dass das Paar im selben Grab sein würde.
Claudine Spire kam, um das Grab zu fotografieren, es war ein entscheidender Akt. Es war auch ein kleines Mädchen in diesem Grab. Auf der Suche nach dem, was dieses kleine Mädchen war, bekam ich den Nachnamen einer von Herberts Halbschwestern und konnte die andere Schwester telefonisch erreichen.

Die Schwestern, nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatten, einen Bruder zu haben, stimmten einer Kontaktaufnahme zu. Herbert ist ein sehr sensibler Mann und hat mehrere Tage lang geweint, sobald wir diese Ergebnisse erwähnt haben. Diese enorme Emotion trug dazu bei, alle berechtigten Ängste vor der Abreise zu beseitigen, die seine beiden Halbschwestern gehabt hätten.
Was für ein großartiges Beispiel für die gegenseitige Hilfe im Rahmen des CSF/HOG.