La vie est belle
oder
der Umgang mit dem Konjunktiv

Wieder einmal teilt Meggie einen sehr schönen Text mit uns, in dem sie ihre Geschichte so zusammenfasst, wie sie sie erlebt hat. Ein Text, der durch Bilder und einen einfachen und zugleich poetischen Ausdruck direkt aus ihrem Herzen zu unseren Herzen spricht.

Encore une fois, Meggie nous partage un très beau texte dans lequel elle fait une synthèse de son histoire comme elle l’a vécue. Un texte qui parle directement de son cœur à nos cœurs à travers des images et une expression à la fois simple et poétique.

La vie est belle oder der Umgang mit dem Konjunktiv

Ich stand am Bahnhof von Chalon sur Saône, neben mir mein kleiner roter Koffer, in der Ferne entschwand der Zug, der mich von Deutschland hergebracht hatte, weiter Richtung Marseille, und die Abendsonne badete alles in ein goldenes Licht, das so gar nicht zu meiner Stimmung passte.

Vom Ausgang näherte sich mir ein kleiner , gebeugter Mann, auf einen Stock gestützt, mit zögernden Schritten, und genau so unsicher blickend , wie ich mich fühlte.

Ich wollte nicht hier sein, wollte zurück in mein gewohntes Leben, wollte nicht hier stehen und auf einen Mann warten, der vorgab , mein Vater zu sein.
Und doch war ich gekommen,getrieben von Neugierde, Vatersehnsucht, Wut und dem Verlangen, endlich Antworten zu bekommen.
Ich blieb wo ich war, wie einbetoniert, stocksteif , voller Angst und Trotz.

La vie est belle… malgré les opportunités manquées

J’étais à la gare de Chalon-sur-Saône, à côté de moi ma petite valise rouge. Le train qui m’avait amené d’Allemagne s’éloignait au loin en direction de Marseille, et le soleil couchant baignait le tout dans une lumière dorée qui ne correspondait pas à mon état d’esprit.

Je voyais un petit homme courbé, appuyé sur une canne, qui s’approchait de moi d’un pas hésitant, le regard aussi incertain que moi et mon ressenti.

Je ne voulais pas être ici, je voulais retourner dans ma vie quotidienne et je ne voulais pas rester là, à attendre un homme qui prétendait être mon père. Et pourtant, j’étais venue, poussé par la curiosité, la nostalgie du père, la colère et le désir d’obtenir enfin des réponses.
Je suis restée là où j’étais, comme un socle de béton, raide, envahie par la peur et le défi.

Auch er näherte sich mir nur zögernd, wurde, während er auf mich zuging , immer langsamer, bis er schließlich vor mir stand.
Und so standen wir nach Jahrzehnten des Suchens und Fragens voreinander, unfähig zu sprechen, unfähig uns zu berühren.

Wir schauten uns nur an, ich blickte in seine Augen, die verdächtig glänzten und aus denen sich langsam eine Träne löste, die langsam über seine faltige Wange rollte und in seinem Hemdkragen verschwand. Er wischte sie nicht weg, lies es einfach geschehen.

Wir erkannten uns, erkannten uns im Gesicht des Anderen, erkannten uns in den Schwingungen , die wir unsichtbar zwischen uns tauschten.
Und ich spürte, wie der Panzer, der sich über Jahrzehnte um mein Herz gelegt hatte, Risse bekam und langsam schmolz, wie das Eis eines Flusses nach einem langen Winter, wenn die wärmende Frühlingssonne es endlich zum Schmelzen bringt.
Ich meinte, es brechen zu hören, schmerzhaft und beglückend zugleich.

Il s’est approché de moi avec hésitation, ralentissant de plus en plus jusqu’à ce qu’il se retrouve directement devant moi. C’est ainsi que nous nous sommes retrouvés face à face après des décennies de recherches et de questions, incapable de parler, de nous toucher.

Nous nous sommes simplement regardés. Je voyais ses yeux qui brillaient de façon suspecte et d’où, une larme a coulé lentement sur sa joue ridée et a disparu dans le col de sa chemise. Il ne l’a pas essuyée, il a simplement laissé faire.

Nous nous sommes reconnus ; nous nous sommes reconnus dans le visage de l’un et de l’autre ; nous nous sommes reconnus dans les vibrations que nous échangions invisiblement entre nous. Je sentais en ce moment la carapace qui avait entouré mon cœur pendant des décennies, se fissurer et fondre lentement, comme la glace d’un fleuve après un hiver très long, lorsque le soleil du printemps, enfin, l’a fait fondre. J’avais l’impression de l’entendre se briser, douloureusement et joyeusement à la fois.

„Marlene“ flüsterte er“ ma fille“ und unsere Hände streckten sich wie ferngesteuert einander entgegen, ertasteten sich sich zitternd, meine kleine in seiner, von jahrelanger harter Mühe im Weinberg mit Schwielen bedecken Arbeiterhand, suchend nach Nähe und Gemeinsamkeit, und wie ein warmer Strom floss Vertrauen und Liebe durch meinen Körper, mein Blut und sein Blut eins in dieser Berührung.
Er legte seinen Arm um mich, und gemeinsam verließen wir den Ort unseres Wiederfindens, zum ersten mal vereint…Vater und Tochter.

„Marlène „ murmura t’il „ma fille“ et nos mains se tendaient les unes vers les autres comme si elles étaient télécommandées. Elles se palpèrent en tremblant. Ma petite main dans la sienne. Une main d’ouvrier, couverte de callosités après des années de dur labeur dans les vignes, cherchant à se rapprocher, à être ensemble. Et comme un courant chaud, la confiance et l’amour traversèrent mon corps, mon sang et le sien n’était plus qu’un, dans ce contact. Il a passé son bras autour de moi et nous avons quitté ensemble le lieu de nos retrouvailles, unis pour la première fois……père et fille.

Ich schlug die Augen auf, verwirrt  um mich blickend.
Wo war ich ? War ich eingeschlafen ?

Die Erkenntnis , geträumt zu haben, sickerte langsam in mein Bewusstsein und machte einer tiefen Traurigkeit Platz. Meine Wangen waren noch nass von im Schlaf geweinten Tränen, und mein Herz schlug hart gegen meine Brust.
Ein Traum sagte ich mir, nur ein Traum, der nie Realität würde.

Ich lebte nun schon so lange nur immer mit dem Konjunktiv , immer nur „Hätte, könnte, sollte ,wäre“, etc.

Und nun ist es zu spät, er ist tot, er wird mir nie mehr sagen, was er empfand oder dachte.

J’ai ouvert les yeux, regardant autour de moi, perplexe.
Où étais-je ? Est-ce que je m’étais endormie ?

Peu à peu je me suis rendu compte que j’avais rêvé et cette constatation fit alors place à une grande tristesse. Mes joues étaient encore mouillées par les larmes que j’avais versées pendant mon sommeil et mon cœur battait fort contre ma poitrine. Un rêve, me disais-je…. qu’un rêve, qui ne deviendrait jamais réalité.

Je vivais depuis si longtemps au conditionnel, toujours avec des : „aurait pu, devrait, serait, pourrait“ etc…

Et maintenant c’est trop tard, il est mort, il ne pourra plus jamais me dire ce qu’il ressentait ou pensait.

Ich habe zwei Halb-Schwestern und doch habe keine.
Die französische Schwester ist dement und wird von ihren Erben abgeschottet, die die unbegründete Angst umtreibt, ich könnte sie um ihr Erbe bringen, und die deutsche Schwester  ist seit dem Finden meiner französischen Familie sehr aggressiv und spitzfindig und spart nicht mit bissigen Kommentaren über meinen Vater. Wir haben in gegenseitigen Einverständnis den Kontakt abgebrochen, was traurig ist, ist sie doch meine letzte Verbindung in meine Kindheit.

Da bleibt nur die Flucht  in meine Träume, um Nähe zu meinen Wurzeln zu finden.

J’ai deux demi-sœurs et pourtant je n’en ai pas.
La sœur française est démente et isolée par ses héritiers, qui sont hantés par la peur infondée que je pourrais les priver de leur héritage.
Ma sœur allemande est très agressive et acerbe depuis que j’ai trouvé ma famille française et ne se prive pas de faire des commentaires mordants sur mon père.
D’un commun accord, nous avons coupé tout contact, ce qui est triste, car elle est mon dernier lien avec mon enfance.

Il ne me reste plus qu’à m’évader dans mes rêves pour me rapprocher de mes racines.

Als ich im Jahre 1989  auf der Rückfahrt von Spanien mit meinem Sohn in Beaune Station machte,  erkundeten wir am nächsten Tag die Stadt, besuchten den wunderbaren Markt, kauften Wein, Früchte und Käse, bewunderten das Hôtel Dieu  mit seinem beeindruckenden Dach, nicht wissend, dass 25 km entfernt mein Vater und meine Halbschwester lebten. Seitdem er uns 1949 verlassen hatte, war er mir nie mehr körperlich so nahe und doch blieb er  unerreichbar für mich. Ich hätte ihn noch lebend erlebt, Georgette wäre noch nicht ihres Gedächtnisses beraubt gewesen und wir hätten  von unserem Leben erzählen können, hätten gelacht, hätten zusammen gegessen und seinen Wein getrunken. Verlorene Träume, verlorene Liebe.

Jamais … jamais….

Ich habe alle meine Ferien in Frankreich verbracht, habe , nachdem ich seinen Namen kannte, in allen Orten, die ich besuchte, auf den Friedhöfen nach seinem Grab gesucht.
Und da bin ich ihm so nahe und  keine Intuition lies es mich ahnen.
Und wieder kommt der Konjunktiv zum tragen! Hätte, wäre, könnte…
Ich möchte mit diesem Kapitel abschließen, möchte meinen Frieden mit der Vergangenheit machen, möchte dankbar sein , für das, was mir das Schicksal zugedacht hat.
Ein alter Holocaust Überlebender sagte einmal zu mir, man muss vergeben, aber nicht vergessen!

Ich möchte nicht die mir verbleibende Zeit mit Groll im Herzen verbringen.
Und habe ich nicht jeden Grund , auch meinem Vater dankbar zu sein?
Ich entdecke Charakterzüge und Talente an mir, die mir gefallen, und die mir viele Möglichkeiten im Leben eröffnet haben,und die eindeutig nicht aus der Familie meiner Mutter stammen.

Er hat sich davon gemacht, als ich 16 Monate alt war, er hat sich nie mehr um mich gekümmert , aber er hat mir trotzdem ein Erbe in Form seiner Gene mitgegeben, die mein Leben sehr bereichert haben.
Manchmal meine ich ganz leise ein französisches Wiegenlied zu hören, eine leise Stimme, tief in mir vergraben, es ist wie Sirenengesang und ich weiß , das ist eine ferne Erinnerung , eine sentimentale Stimme aus der Vergangenheit, schön, tröstlich und berührend.

Ich werde sein Grab nicht mehr besuchen, ich werde versuchen, nur schöne Gedanken an meine französische Familie zuzulassen, aber ER wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und es ist müßig sich zu fragen, ob verdient oder nicht.

Er ist mein Vater.

En 1989, en rentrant d’Espagne avec mon fils, nous avons fait halte à Beaune. Le lendemain nous avons visité la ville et son magnifique marché. Nous avons acheté du vin, des fruits et du fromage, admiré l’hôtel Dieu avec son toit impressionnant. Sans savoir ce jour, qu’à 25 km de là, vivait mon père et ma demi-sœur.
Depuis qu’il nous avait quittées en 1949, il n’a plus jamais été physiquement aussi proche de moi et pourtant inaccessible. J’aurais alors pu le rencontrer en vie.
Georgette, ma demi-sœur, n’aurait pas encore été privée de sa mémoire et nous nous aurions pu nous raconter notre vie, rire, manger ensemble et boire son vin. Rêves perdus, amour perdu.

Jamais…jamais……

J’ai passé toutes mes vacances en France. Après avoir appris son nom, j’ai cherché sa tombe dans les cimetières de tous les endroits que j’ai visité.
Et me voilà si proche de lui, sans qu’aucune intuition ne me le fasse pressentir.
Et une fois de plus, le conditionnel prend le dessus : « aurait, serait, devrait, pourrait… »
Je veux tourner la page, je veux faire la paix avec le passé, je veux être reconnaissante de ce que le destin m’a réservé.

Un vieux survivant de l‘Holocauste m’a dit un jour qu’il faut pardonner mais ne pas oublier !

Je ne veux pas passer le temps qui me reste avec de la rancune dans le cœur.
Et n’ai-je pas toutes les raisons d’être reconnaissante envers mon père ? Je découvre chez moi des traits de caractère et des talents qui me plaisent, qui m’ont ouvert de nombreuses possibilités dans la vie et qui ne viennent clairement pas de la famille de ma mère.

Il s’est sauvé quand j’avais 16 mois. Il ne s’est plus jamais occupé de moi, mais il m’a quand même transmis un héritage sous forme de ses gènes, qui ont enrichi ma vie.
Parfois, j’ai l’impression d’entendre tout doucement une berceuse française, une voix douce, enfouie au fond de moi. C’est comme un chant de sirène. Je sais que c’est un souvenir lointain, une voix sentimentale du passé, belle, réconfortante et émouvante.

Je ne me rendrais plus sur sa tombe, j’essaierai de n’avoir que de belles pensées pour ma famille française.
Mais « il « aura toujours une place spéciale dans mon cœur et c’est inutile de se demander s’il l’a mérité ou pas.

C’est mon père !

Mein ganz besonderer Dank geht an unsere Marlène Märkert, die meine Texte so wunderbar lektoriert und übersetzt und deren Freundschaft mich inspiriert und sehr viel bedeutet .
Merci , ma chère Maerlène !

Ein großes Dankeschön auch an Alex Goffin für seinen hingebungsvollen und kreativen Einsatz bei der Betreuung unserer Web-Seite. 

Je remercie particulièrement Marlène Märkert, qui relit et traduit mes textes. Cette amitié compte pour moi et m’inspire.
Merci Marlène

Un grand merci à Alex Goffin pour son engagement créatif et dévoué pour la tenue de notre site-web.